TÜV Rheinland: Mercedes-Benz erhält Genehmigung für hochautomatisiertes Fahren bis 95 km/h
Köln | 19.12.2024
TÜV Rheinland führt als Technischer Dienst die Tests für Mercedes-Benz durch / Kraftfahrt-Bundesamt genehmigt Automatisiertes Fahren bis Tempo 95 auf Autobahnen / Drive Pilot ist weltweit erstes zugelassenes Level-3-System für Geschwindigkeit / www.tuv.com/
Das hochautomatisierte Fahren hat einen weiteren Meilenstein erreicht. Nach Zulassungstests von TÜV Rheinland hat das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) dem System Drive Pilot von Mercedes-Benz für die S-Klasse und den EQS eine erweiterte Typgenehmigung bis zu einer Geschwindigkeit von 95 km/h auf Autobahnen erteilt. Während sich die bisherige Version bloß im Stau, bei dichtem Verkehr und überhaupt nur bis zu einer Geschwindigkeit von maximal 60 km/h nutzen ließ, ermöglicht das Update nun auch hochautomatisiertes Fahren im fließenden Verkehr. Der automatische Spurhalteassistent von Mercedes-Benz, international auch als „Automated Lane Keeping System“ (ALKS) bezeichnet, ist damit das weltweit schnellste Level 3-System in einem Serienfahrzeug.
„Mercedes-Benz war und ist einer der technologischen Vorreiter. Schon vor mehr als drei Jahren haben wir als erster Technischer Dienst überhaupt die Zulassungstests für das ALKS durchgeführt. Das KBA hat danach Mercedes-Benz die weltweit erste Level-3-Typgenehmigung erteilte. Das war in gewisser Weise Pionierarbeit“, sagt Thomas Quernheim, Global Business Field Manager Engineering & Homologation bei TÜV Rheinland. „Für die neue Version des Drive Pilot haben unsere Ingenieure erneut zahlreiche statische Analysen sowie dynamische Fahrversuche auf Teststrecken und im öffentlichen Straßenraum durchgeführt.“
Vertrauen in neue Technologie durch Fokus auf Sicherheit
In dem fast 150-seitigen Bericht für das KBA ist alles zum Update des ALKS festgehalten. Die notwendigen Zulassungstests enthalten umfassende Prüfungen der funktionalen Sicherheit, der Cybersicherheit, Tests zum Schutz und zur Sicherheit der Daten sowie weitreichende Gefahren- und Risikoanalysen. „Vertrauen in die Sicherheit ist bei einer neuen Technologie von elementarer Bedeutung. Die gesamte Palette der Zulassungstests, Prüfungen und Analysen ist auf die Sicherheit des hochautomatisierten Fahrens ausgerichtet. Dafür steht TÜV Rheinland: als Wegbereiter für eine bessere Mobilität“, betont Thomas Quernheim.
Mach’s Dir schön – Dein Auto fährt auch allein
Bevor das ALKS das Fahrzeug übernehmen und über die Autobahn steuern darf, müssen einige Bedingungen erfüllt sein: Fährt der Mercedes auf der rechten Autobahnspur, befindet sich ein Leitfahrzeug davor oder liegt die Außentemperatur über 4 Grad Celsius.
Lässt sich das ALKS am Lenkrad aktivieren, stimmt nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch alle anderen notwendigen Bedingungen sind dann erfüllt. Ein Tastendruck genügt, danach kann sich der oder die Fahrende anderen Dingen zuwenden: einen Film schauen, telefonieren oder am Laptop arbeiten…
Erkennt das System ein Problem, beispielsweise eine nahende Baustelle oder fehlende Fahrbahnmarkierungen, ertönt ein Alarmton und das Steuer muss umgehend übernommen werden. Sollte die Fahrerin oder der Fahrer nicht reagieren, führt der Drive Pilot einen sicheren und auch für den nachfolgenden Verkehr kontrollierbaren Nothalt durch.
Eine gigantische Datenmenge wird permanent analysiert
„Rund um das Fahrzeug erheben Kameras, Ultraschallsensoren, Radare, eine GPS-Antenne und ein LiDAR (Laser-Radar) permanent eine gigantische Menge an Daten. Die Flut aus Bild- und Messdaten wird durch die Steuereinheit in Echtzeit analysiert und Zusammengehörendes zusammengefügt. So verschmelzen zum Beispiel die verschiedenen Kameraperspektiven zu einem Bild, das auf dem Monitor zu sehen ist und um Informationen aus systemischen Vorgaben und äußeren Einflüssen ergänzt wird“, erklärt Thomas Quernheim.
Schon an der Hardware lässt sich erkennen, wie komplex bereits hochautomatisiertes Fahren ist. Die Komplexität der Steigerungsstufe autonomes Fahren, lässt sich nur erahnen.
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