Digitalisierung in der Automobilbranche - Unser Experte im Interview
Die Digitalisierung und neue Antriebskonzepte verändern die Mobilität so stark wie selten zuvor. Wie bereiten wir uns darauf vor? Wir sprachen darüber mit Matthias Schubert, seit 1. April weltweit verantwortlich für unseren Geschäftsbereich Mobilität.
Herr Schubert, wo fängt eigentlich autonomes Fahren an?
Es gibt verschiedene Stufen hin zum hoch-automatisierten Fahren. Einiges ist schon Realität: Assistenzsysteme wie die Einparkhilfe und teilautonomes Fahren, etwa Spurhaltesysteme. Aber hochautomatisiertes Fahren ist noch Zukunftsmusik. Denn dazu müssen die Fahrzeuge nicht nur miteinander, sondern auch mit der Infrastruktur kommunizieren. Das wird noch dauern. Die Mobilität wird aber zukünftig von Daten getrieben. Und wir müssen heute daran arbeiten, Zugang zu diesen Daten zu erhalten und daraus Intelligenz zu machen.
Das Internet der Dinge ermöglicht hier völlig neue Konzepte. In Zukunft könnte ein Teil der Überwachung, die heute periodisch und physisch stattfindet, permanent und digital-elektronisch sein.
Matthias SchubertWorum genau geht es?
Die Basistechnologien, die das ermöglichen werden, kennen wir schon. Was wir noch nicht wissen: Wie wird die Infrastruktur ausgerüstet? Wie werden die Datenplattformen aussehen? Wie werden Sicherheit, Verlässlichkeit und Datenintegrität sichergestellt? An den Antworten arbeiten wir, unter anderem im Projektteam Smart Mobility.
Können Sie konkrete Projekte nennen?
Zum Beispiel begleiten wir gemeinsam mit Kollegen von ICT & Business Solutions ein Versuchsfeld zum autonomen Fahren auf einer deutschen Autobahn. Allerdings: Für die Fahrzeugüberwachung ist das autonome Fahren gar nicht der Revolutionstreiber.
Sondern?
Das Internet der Dinge ermöglicht hier völlig neue Konzepte. In Zukunft könnte ein Teil der Überwachung, die heute periodisch und physisch stattfindet, permanent und digital-elektronisch sein. Das hat natürlich Auswirkungen auf unser Tun. Nicht morgen, nicht in fünf Jahren. Aber vielleicht in 15.
Es kann also sein, dass sich die Autos dann selbst prüfen?
Zu einem gewissen Teil tun dies die Fahrzeuge ja heute schon und der Umfang wird wachsen. Doch wer überwacht die Überwachung und stellt sicher, dass sie richtig funktioniert? Wohin fließen die Daten? Dabei können wir mitreden. In Deutschland haben wir über den HU-Adapter bereits einen ersten Datenzugang. Das ist zwar noch nicht perfekt, aber ein wichtiger Schritt. Im Übrigen lassen sich gewisse physische Prüfungen nicht durch intelligente Fahrzeugsensorik ersetzen.
Wie sehen Zukunftstrends im Geschäftsfeld Rail aus?
In der schienengebundenen Mobilität begleiten wir neue Antriebskonzepte – etwa Brennstoffzellenantriebe für Straßenbahnen oder den Hyperloop, ein neues Hochgeschwindigkeitstransportsystem. Riesenthema ist der Ausbau der Infrastruktur: Bahnkunden beraten wir weltweit dabei, immer komplexere Projekte zu realisieren.
Zur Person Matthias Schubert ist sich ganz sicher: Autonomes Fahren wird er selbst noch erleben. Und er freut sich schon darauf. Nicht zuletzt, weil so die Unfallzahlen nochmals deutlich sinken werden. Der 43-jährige promovierte Wirtschaftswissenschaftler wechselte im September 2015 von der Werkstattkette Euromaster zu TÜV Rheinland. Schubert ist eine offene Kommunikation wichtig. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. |
Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit anderen Geschäftsbereichen?
Sie ist schon heute enorm wichtig und sie wird durch die Digitalisierung noch wichtiger werden. Denn diese bewegt alle Branchen. Wir müssen daher unsere Kompetenzen bei TÜV Rheinland bündeln, um den Kunden Antworten zu geben. So arbeiten wir nicht nur mit den Kollegen von ICT ganz eng zusammen, sondern auch mit dem Produktebereich rund um Konnektivität im Auto und im Geschäftsfeld Rail mit dem Bereich Industrie Service.
Wo sehen Sie die größten Stärken des Geschäftsbereichs?
Bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: Sie sind hervorragend ausgebildet und begeistert von dem, was sie tun. Sehr viel wert ist auch unser direkter Endverbraucherzugang, um den uns andere Mobilitätsdienstleister beneiden. Dieser ist in Verbindung mit unserer Marke ein starkes Asset. Wir arbeiten zudem mit weltweit tätigen Unternehmen zusammen und kennen deren Entwicklungsthemen im Automobil- und im Railbereich.